Bücher: Empfehlungen, Verrisse, Diskussionen

[Eluchil]

Ich kann Otherland von Tad Williams sehr empfehlen.

[Frodo]

Ich habe hier ja noch nie was vorgestellt und empfohlen, aber nun ist es mal so weit..

Das Buch, das ich hier empfehlen möchte, ist "Supergute Tage" von Mark Haddon.
In dem Buch geht es um Christopher Boone, einem 15jährigen Jungen mit Autismus, der als Detektiv den Tod des Nachbarhundes aufklären will.
Das Buch beschreibt alle Handlungen direkt aus der Sicht des Jungen, so als hätte dieser das Buch selbst geschrieben, wie ein Tagebuch. Mark Haddon zeigt dabei ein wundervolles Geschick und Einfühlungsvermögen und öffnet so den Blick in eine Welt, die sonst absolut unzugänglich wäre. Er bleibt dabei hochauthentisch (nicht autistisch *g*), was auch in Fachkreisen Anerkennung und Lob einbrachte.

Ich selbst habe das Buch verschlungen, habe es geliebt beim Lesen, denn - wie einige von Euch schon wissen - bin ich in gewisser Weise ebenfalls betroffen, wenn auch nicht in der Form wie Christopher im Buch. Bei mir ist es in leichter Form das Asperger-Syndrom (auch bekannt als high functioning autismus). Das ist eine Autismusausausprägung, die jedoch nichts mit Rainman und dergleichen zu tun hat (das sind sowieso nur ganz seltene Sonderfälle). Es gibt viele Betroffene, die das von sich selbst nicht mal wissen oder, wie ich, erst relativ spät selbst entdecken. Ich selbst habe es auch nur durch Zufälle herausgefunden und bin dem ganzen mittels einiger Tests, inkl. einem klinischen, auf die Schliche gekommen. Bei mir zeigt sich das ganze in meiner verschlossenen Art, eine gewisse Fremdenscheue, meinem indirekten Blick, der bei Gesprächen schon mal vom Gesicht des Gegenübers "wegrutschen" kann, meinem starken Individualismus, deutlichen hochpriorisierten Spezialinteressen und einer überdurschnittlichen Detailgewichtung, was mir aber bei meinen Gewandungen und Basteleien sehr zugute kommt. Ja, Autismus ist nicht nur eine Schwäche auf sozialer Seite, es kann auch Stärken beinhalten, wie ein logisches schnelles Denken, eine außergewöhnliche "wilde" Kreativität mit einhergehender Besessenheit für Details und entsprechender Geduld, die andere vielleicht nie aufbringen würden.

Aufgrund dieser Begebenheit konnte ich wunderbar in Christophers Welt eintauchen und konnte all seine - mach einem sicher sehr schräg und weit her geholt vorkommenden - Gedankengänge komplett nachvollziehen. Er schreibt sogar Gedanken und Erfahrungen, die ich selbst fast genauso erlebt habe in meiner Kindheit oder mein heutiges Denken bestimmen.

Für mich war das Buch auch eine extrem spannende Entdeckungsreise in mein eigenes Ich. Ich kann es jedem empfehlen, der einmal die Welt aus einer autistischen Sicht heraus betrachten möchte. Im Internet fand ich auch eine schöne Beschreibung: "Endlich mal kein Buch unter vielen über Autismus, sondern ein Buch MIT Autismus." :o)

Wenn sich jemand von Euch an diesem Buch versucht, lasst es mich ruhig wissen, wie Ihr es empfindet. Das interessiert mich sehr. Wer Fragen an mich hat, inwieweit mich das alles betrifft usw. der kann mich auch ansprechen. Ich bin bereit, darüber zu reden, wenn echtes Interesse besteht. Letzten Endes hilft so etwas auch mir, mich selbst besser zu verstehen.

[Nenyanna]

Ersteinmal zu dem von Frodo vorgestelltem Buch "Supergute Tage":
Ich habe das Buch ebenfalls gelesen und finde es sehr gut! Da jeder Mensch mit einem naturgegebenen Maß an "autistischen" Tendenzen gesegnet ist, ist dieses Werk auf jeden Fall für alle Menschen sehr lesenswert!
Und da das Thema "Autismus" in diesem Falle nicht als trockenes Wissenschafts/ Medizinwerk,- sondern in der Verpackung einer kurzweiligen und leichten Geschichte,- daherkommt, ist auch für den Lesespass-Faktor gesorgt....


Ich lese gerade ein Buch mit dem Titel: " Wenn Männer lieben lernen " ; ein sogenanntes Lebenshilfe-Buch von dem Berliner Psychologen Wilfried Wieck.

Ich kam zu dem Buch wie die berühmte "Jungfrau zum Kinde " und bin mir noch sehr unschlüssig, ob ich das ganze nun gut oder nicht gut finden soll.....
Es geht im groben darum, wie "Mann" aus der,- ihm oftmals von Kindheit, Erziehung, Gesellschaft, Geschlechtsgenossen und Frau,- auferlegten Rolle ausbrechen kann, ohne dabei sich selbst und sein naturgegebenes "Mannsein" aufzugeben......

Die Auflage des Werks, welches ich mir gerade zu Gemüte und Kopf führe, ist allerdings schon fast 20 Jahre alt und damit sicher nicht mehr zeitgemäss. Denn gerade in den letzten 10 Jahren hat sich ja im Mann-Frau Bewusstsein (meiner Meinung nach) zumindest "offiziell" eine ganze Menge getan.....Obwohl die "Grundprobleme" zwischen Mann und Frau (und natürlich auch zwischen Mann und Mann) sicher noch immer die gleichen sind....

Was mich ganz besonders verblüfft ist die Tatsache, dass mich die Themen in diesem Buch ganz persönlich (und damit in meinem Wesen als Frau!) ansprechen; ich fühle mich ziemlich intensiv angesprochen ....Aber nicht aus dem Blickwinkel der "Frauensichtweise", sondern eher aus der "Männerperspektive".... Interessant, interessant......

Auf jeden Fall schöpfe ich eine ganze Menge Denkanstösse bezüglich meiner eigenen (oftmals nicht so tollen) Verhaltensweisen ;)
Und das sollte doch der Sinn eines "Lebenshilfe-Buches" sein, oder?! Dann ist es doch auch völlig egal, ob das Buch nun für Männlein oder Weiblein geschrieben wurde.....

Ist auf jeden Fall mal eine ganz andere Lektüre....

Suilad en Nenyanna

[Eluchil]

Ich lese jetzt Segeln für Dummies. Zitat: "Alle Segelboote haben Segel!" Klar, sonst würde es ja nicht Segelboote heißen...

[Nenyanna]

HdR- Die zwei Türme.......
.....muss ich doch nicht viel zu sagen, oder?!

How to be lustig von Klaus-Jürgen Deuser (Comedian und Macher der Fernsehshow "night wash")

Vor zwei Tagen wurde dieser "Leitfaden für angehende Comedians" auf Funkhaus Europa besprochen. Im Rahmen dieser Buchvorstellung konnte man ein Exemplar gewinnen.....Was ich dann auch unverzüglich tat ;) .....

Dieser "Ratgeber" liest sich "weg wie nüscht", weil er sehr einfach, unkomplieziert, fröhlich und verständlich geschrieben ist.....Aber ob diese Lektüre aus jedem ruhigen, introvertierten und zurückhaltenden Zeitgenossen einen brillianten, gewitzten und schlagfertigen stand up comedian macht, möge ich doch bezweifeln Der eine oder andere Tipp ist sicher nicht von der Hand zu weisen, wenn man sowohl das Genre als auch das Geschäft rund um die Unterhaltungsbranche ein bischen kennt ; auch bin ich sicher, dass dieses Buch sehr wohl dazu beiträgt, dass sich der interessierte Mensch eine neue/andere Beobachtungsweise bezüglich seines Umfeldes aneignet .....Aber der geneigte Leser sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass aus einem "stillen Wasser" in null-komma-nichts der Superredner-Partylöwe-Possenreisser-Alleinunterhalter wird

Mein persönliches Fazit:
Wen das Thema interessiert, der wird oft schmunzeln können.....Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ein "Gewinn".....So, als würde ein hauptberuflicher Koch beim Quiz ein ihm noch unbekanntes Kochbuch abgreifen .....Schaden kann und wird es garantiert nicht! ....Und ich freue mich total darüber, dass ich das Buch gewonnen habe!

Suilad en Nenyanna

[Eluchil]

die Island-Kirmi-Reihe von Arnaldur Indridason

Ich bin zur Zeit irgendwie Island-Krimi süchtig...

[Frodo]

(...) Aber ob diese Lektüre aus jedem ruhigen, introvertierten und zurückhaltenden Zeitgenossen einen brillianten, gewitzten und schlagfertigen stand up comedian macht, möge ich doch bezweifeln (...) Aber der geneigte Leser sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass aus einem "stillen Wasser" in null-komma-nichts der Superredner-Partylöwe-Possenreisser-Alleinunterhalter wird :loldevil:

Ich denke, das wollen ruhige, introvertierte und zurückhaltende Zeitgenossen, auch "stillen Wasser" genannt, überhaupt gar nicht! Viele dieser leisen Wesen empfinden viele der [sarkassmus]ach so lustigen[/sarkassmus] "Comedians" nur als extrem anstrengend zu ertragende Erscheinungen der heutigen überfluteten Medienwelt, die mit lauten schlecht gespielten meist sehr übersichtlich strukturierten Gedankenäußerungen gewaltsam in die eigenen Gedanken eindringen wollen. (Bestes Beispiel: Aktuelle Mediamarkt-Kampagne) ;o)

[Nenyanna]

Lieber Frodo, deinen Beitrag unterschreibe ich mit einem Liter Herzblut .....Eine feinsinnige Komik á la Loriot, Scheibenwischer oder auch eines Dieter Nuhr kann sehr erfrischend sein und dem geneigten Zuschauer/ Zuhörer ein "Wink mit dem Zaunpfal" und Reflektion seiner selbst bzw. der Gesellschaft .....Nicht umsonst ist das Genre Comedy wirklich das Schwierigste aller "darbietenden Künste" ....Was heute allerdings zum Teil geboten wird, hat in meinen Augen herzlich wenig mit der "Kunst des Komischen" zu tun.....Es ist eher traurig, denn es spiegelt wie nie zuvor den Anspruch der heutigen Gesellschaft wider .....Die Huhn-Ei-Frage dazu: Wer ist niveauloser: Herr Barth oder die 22.000 Besucher seiner Show....?!

Ich weiss, wovon ich spreche; denn auch ich musste aus Gründen des "wirtschaftlichen Überlebens" meine eigenen Comedy-Programme auf ein so niedriges Niveau á la "Schenkelklopfer unter der Gürtellinie" hinunterfahren, dass ich kaum noch hinter diesen,-meinen eigenen,- Darbietungen stehe.....Tja; aber leider will die Miete bezahlt werden und die Katze hat ebenfalls jeden Tag Hunger....

Willkommen in der neuen "Spassgesellschaft"

Suilad en Nenyanna

[Wedumir]

Bei deiner "Barth-Frage" muss ich an Helge Schneider denken.
Ich hörte und las es, konnte es aber kaum glauben - dann habe ich's im Fernsehen gesehen und gehört: Der Kerl ist ein richtig guter Musiker.

Seiner Aussage nach hat er damit aber nie wirklich Erfolg gehabt. Irgendwann hat er dann mal nur Blödsinn auf der Bühne gemacht und das Publikum hat getobt. Daraufhin hat er im Geiste einen Deal mit dem Publikum gemacht:"OK, ich mach hier oben Schwachsinn und ihr gebt mir euer Geld dafür."
Na ja; so lange die Kasse stimmt...
Im Großen und Ganzen bestätigt das mal wieder meine Meinung über die Mehrheit meiner Mitmenschen.

[Frodo]

Aber Helges Humor ist nicht eindimensional und hat ein gewisses Niveau.. ;o)

[Mark]

Ich habe folgende Beiträge mal aus einem anderen Thread hierher kopiert:

"Supergute Tage" (darum ging es weiter oben schon einmal ausführlicher)

Naja.. Du kennst Christopher Boone nicht, denke ich.. Das Buch "Supergute Tage".. der hat ein Problem mit gelben Autos.. ich eins mit dieser gewissen Zahl.. aber nicht so krass.. *g* Wenn Du es verstehen willst, musst Du das Buch lesen.. Waldfee leiht es Dir sicher mal.. *g*

"Supergute Tage" ...sehr zu empfehlen...für jeden, der interessiert ist, "Anderstickende" (dabei tickt doch eigentlich jeder, und gottseidank auch auf seine ganz eigene Weise, und dennoch viele irgendwie ähnlich) zu verstehen, also mehr Hintergrund haben möchte oder vielleicht besonders für Menschen, die ein gewisses Manko in Sachen Empathie haben, aber gern verstehen würden!? Verleihe das Buch gern!

Klingt interessant. Allerdings muß ich beruflich jeden Tag soviel lesen und schreiben, daß ich privat eigentlich kaum noch was lese, schon gar nicht dicke Bücher... Laut Wikipedia soll das Buch verfilmt werden - dann warte ich mal darauf.

[Frodo]

Das Buch ist aber gar nicht so dick.. *g* Und ob der Film wirklich Christophers Welt so zeigen kann, wie es das Buch vermag? Ich hätte nichts dagegen, bin da aber sehr vorsichtig.

[Waldfee]

Hm, ich war von verfilmten Büchern bisher eigentlich immer irgendwie enttäuscht. Ist doch auch logisch...beim Lesen steckt man doch viel mehr drin als beim Gucken, da waltet die eigene Pantasie (im Film dagegen lebt die Phantasie des Regisseurs)!
Die "Superguten Tage" sind übringens ratz fatz weggelesen...ich habe drei Tage (nebenberuflich und kleinen Hobbit im Hintergrund) gebraucht. Allerdings Frodo, kann ich mirvorstellen, dass dieses Buch leider nicht jedermanns Sache ist

[Elrandir]

Gut, fahren wir fort mit der Ausgrabung von historischen Threads.

Zur Zeit lese ich "Das letzte Königreich" von Bernhard Cornwell. Es handelt sich um einen (pseudo)historischen Roman über England im 8. Jahrhundert. Der junge Uthred bekommt mit, wie die Dänen (Wickinger) ins Land einfallen und ein Königreich nach dem anderen erobern, wobei er ihnen in die Hände fällt und fortan (zumindest im ersten Band) mit ihnen lebt. Allgegenwärtig ist die christliche Kirche, die beharrlich versucht in England ihren Einfluss zu bewahren, während die Dänen ihrem nordischen Glauben anhängen. Uthred bewundert die Dänen aber ist irgendwo auch Patriot.

Im Weiteren geht es dann darum, wie Uthred - als Erwachsener wieder auf Seiten der Engländer - mit dem letzten englischen König Alfred, versucht, die Dänen zu vertreiben und seine Stammburg in Northumbrien von seinem verräterischen Onkel zurückzuerobern.

Es gibt mehrere Bände und die Reihe ist noch nicht abgeschlossen. Der Schreibstil - zumindest die deutsche Übersetzung - ist angenhem und liest sich flüssig runter. Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, scheint aber in jedem Band nach ähnlichem Muster abzulaufen: Oh die Dänen sind da, sie sind ja soo toll ... Uthred schlägt sich für die Engländer, die Kirche nervt, Uthred ist der einzige mit Rückgrad ... er will seine Burg zurück ....
Ich bin allerdings erst im 2. Band. Vielleicht ändert sich das ja noch in den weiteren Bänden.

Vorläufiges Urteil: kann man lesen, was nettes für zwischendurch.

[Vennolandua]

Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, scheint aber in jedem Band nach ähnlichem Muster abzulaufen: Oh die Dänen sind da, sie sind ja soo toll ... Uthred schlägt sich für die Engländer, die Kirche nervt, Uthred ist der einzige mit Rückgrad ... er will seine Burg zurück ....
Ich bin allerdings erst im 2. Band. Vielleicht ändert sich das ja noch in den weiteren Bänden.

... nicht wirklich, wenn ich mich da richtig erinnere ... es ist aber schon ein Weilchen her, dass ich die Bücher in der Hand hatte, und ich bin auch irgendwann "ausgestiegen", d.h. ich weiß gar nicht, wie viele Bände es mittlerweile gibt (ich habe, glaube ich, Band vier noch gelesen ? ...); aber der Story-Bogen schien mir doch jedesmal "vergleichbar".

Ich mochte die "King Arthur"-Reihe mit Derfel als Hauptheld, die ich eine ganze Zeit vorher gelesen hatte, deutlich lieber; im Vergleich dazu erschien mir "Warlords" dann doch wie ein Abklatsch. (Ich weiß aber auch, dass es Leuten, die "Warlords" zuerst gelesen haben und dann die Arthur-Reihe, genauso geht - die empfinden dann die Arthur-Reihe als Nachahmung. Das Grundmuster der Erzählung ist nicht sooo variabel ... )