von Halatir » Mi, 05 Jan 2005, 21:56
Hallo...? Noch jemand hier...? Ich weiß, es kommt etwas spät, aber zu dem, was weiter oben zu Rollenspiel-Verwurstungen des HdR gesagt wurde, kann ich nicht schweigen, bin ich doch einer derjenigen, die es sich anmaßen, in Tolkiens literarischer Hinterlassenschaft selbst ein bischen herumzuwerkeln.
Schon zu Beginn meiner Karriere als Rollenspielleiter war es mir klar, daß ich mich nicht mit irgendwelchen Plagiaten wie der Welt Aventurien des "schwarzen Auges" (des wohl bekanntesten deutschen Rollenspiels) zufriedengeben, sondern in Mittelerde selbst Abenteuer erleben wollte. Damals gab es noch das "Middle Earth Roleplaying Game" aus Amerika (wurde später sogar ins Deutsche übersetzt, ist aber zum Glück seit langem wieder eingestellt). Dies gekauft, mußte ich erkennen, daß es zwar einiges an Hintergrundmaterial lieferte (unter anderem ein kleines Eldarin-Wörterbuch, das es damals anderswo nicht zu kaufen gab), aber frei war von jeglicher Tolkien-Atmosphäre. Es war halt einfach nur irgendein Fantasy-Rollenspiel, nicht DAS große Mittelerde-Rollenspiel. Also machte ich mich daran, eigene Szenarien und Abenteuer zu entwerfen, die (wie ich hoffte), den Geist des HdR eher treffen sollten. Eine Rechtfertigung für dieses Sakrileg fand ich später in einer Bemerkung (soll der Professor wohl so gesagt haben, wo genau es steht, weiß ich grad nicht), daß Tolkien sich durchaus dem Gedanken nicht ganz verschloß, daß andere durch Malerei, Musik usw. ihren eigenen Beitrag zu seinen Werken leisten könnten. Das schwierigste an diesem Unternehmen war, meine eigenen Machwerke möglichst genau mit den Ereignissen des HdR und v.a. der überwältigenden Fülle von Sagen und Geschichten, den lebendigen Kulturen und den einmaligen Charakteren in Einklang zu bringen. Aber es hat halt auch tierisch Spaß gemacht, dadurch wieder einmal tief in die Welt von Tolkien einzutauchen.
Der weibliche Nazgul ist glaube ich erst mit dem Rollenspiel zum Film aufgekommen (welches ich mir nicht gekauft habe, lediglich das ziemlich schön gemachte Landkartenset besitze ich) . Ist meiner Meinung nach aus der Luft gegriffen (wenn auch nicht wirklich unmöglich).
Meine Rollenspielrunde trifft sich inzwischen nur noch etwa zwei- bis dreimal im Jahr. Wir spielen weiterhin nach eigenen Regeln eigene Szenarien. Leider muß es für meine Spieler immer wieder das Ende des dritten Zeitalters sein (wahrscheinlich hoffen sie insgeheim, sich einmal in Bruchtal alleine mit Arwen auf irgendeiner Brücke zu treffen), obwohl ich mir sehr gut vorstellen könnte, auch mal in die früheren Zeitalter abzutauchen, vielleicht in die Zeit, als die Menschen gerade erst begannen, mit den Eldar Kontakt aufzunehmen, und der Schatten Morgoths schwer auf ganz Mittelerde lastete...(seufz)...vielleicht wird ja noch mal was draus.
Zum Vierten Zeitalter ist ja leider nicht viel zu sagen: welche Bedrohung könnte Sauron und seinen Meister in den Schatten stellen? Welche Helden könnten größer sein als die Elbenfürsten von einst, die nun alle entweder erschlagen oder nach Valinor gegangen sind? Lediglich die Tatsache, daß meine Spieler dann auch endlich mal Hobbits spielen könnten, würde dem vielleicht einen gewissen Reiz geben (bis zum Ende des Dritten Zeitalters ist ja außer Bilbo, Frodo, Pippin und Merry noch kein anderer Halbling auf Abenteuer gezogen und das bleibt auch in meiner Rollenspielrunde so - mit den feststehenden Tatsachen des Buches dulde auch ich keine faulen Kompromisse). Aber auch das steht noch in den Sternen.
Ihr seht also: man kann durchaus den Frevel begehen UND Spaß dabei haben, in Mittelerde rollenzuspielen. Würde gerne eure Meinungen dazu hören. Bis dahin.