Wie schon an anderer Stelle erwähnt viewtopic.php?t=715, ist gerade von Rudolf Simek das Buch "Mittelerde. Tolkien und die germanische Mythologie" erschienen.
Ich habe es mir gerade gekauft und am Wochenende durchgelesen. Es geht dabei um die Anleihen, die Tolkien in der "germanischen" Literatur (z. B. Skandinavien) und Mythologie gemacht hat. Da geht es unter anderem um die Herkunft der Zwergennamen, aber auch um weniger bekannte Tatsachen wie Anleihen für die Wasa, Beorn, Werwölfen und die Warge. Da geht es um Vergleiche zwischen Odin/Gandalf, Odin/Saruman oder Odin/Sauron, Bedeutungen der Hobbitnamen, freundliche und feindliche Geschöpfe, für die es Belege in früheren Schriften gibt. Simek erwähnt aber auch, was von Tolkien selbst entwickelt wurde. So nahm er mehr als deutlich die Futhark-Runen als Vorbild, nach dem "Hobbit" aber entwickelte er sein eigenes (noch komplizierteres!) System, das kaum noch Ähnlichkeiten aufweist.
Jetzt wird auch der "mittelalterliche" Grund klar, warum die Zwergenkarten nach Osten ausgerichtet sind!
Auch Tom Bombadil findet Erwähnung.
Negativ sind mir einige offensichtliche Tippfehler aufgefallen, erst dachte ich, auch der Name "Melion" (für Melian!) sei ein Tippfehler, da sie aber auch im Index so aufgeführt wird, ist das wohl eher ein "richtiger" Fehler. Okay, man sollte es nicht überbewerten, denn Simek kennt sich gut aus, das muss man ihm lassen.
Allerdings gefällt mir etwas an der Einteilung der Elben und Zwerge nicht. Er sagt, in der Edda gibt es eine Dreiteilung: Lichtalfen, Dunkelalfen und Schwarzalfen (=Zwerge). Gut, mag sein. Aber dann führt er nur 2 dieser Gruppen bei Tolkien auf und vergißt die Dunkelelben, die es ja bei Tolkien gibt (wenn auch nicht böse, nur die Bezeichnung für die Elben, die nie das Licht der Zwei Bäume sahen).
Sehr gut gefallen haben mir wiederum die Namenbedeutungen ("Elbe" kann "Fluss" bedeuten!) und besonders die Namenherleitungen. Gerade bei Eorl habe ich noch eine Menge gelernt und weiss zu schätzen, was "der Junge" für eine doppeldeutige und geschickte Verbindung bedeutet.
Auch solche relativ unwichtigen Bezeichnungen wie "Tale of the Years" erscheinen nun in anderem Licht.
Und, ich gebe es zu, grinsen mußte ich, als er zu den Gebäuden kam und die Halle in Edoras mit den wikingerzeitlichen Methallen verglich. Genau die Textstelle, die er zitiert, hatte ich mir für den Vortrag herausgesucht.
Insgesamt kann ich nur sagen: Sehr gut und empfehlenswert.